GHGA Positionspapier über Betroffenenbeteiligung

[Translate to Deutsch:]

Wir berichteten bereits über die PaGODA-Studie (Patients’ perspectives on Governance of an Omics Data Archive). In zwei deliberativen Foren im Juli untersuchten wir die Sichtweisen von Patient:innen mit Krebs und Seltenen Erkrankungen zur Betroffenenbeteiligung an der Verwaltung und Aufsicht von Genomdatenarchiven im Allgemeinen und dem Deutschen Humangenom-Phänomarchiv (GHGA) im Besonderen. In einer weiteren Dialogveranstaltung im März 2023 mit den Patient:innen und GHGA Mitgliedern erzielten wir einen Konsens über praktische Aspekte der Umsetzung einer wirksamen Betroffenenbeteiligung in GHGA, darunter die Entscheidung zur Einrichtung eines Patient:innenbeirats.

Ende Juni veröffentlichte GHGA ein Positionspapier, das die Ergebnisse der PaGODA-Studie zusammenfasst und ein Konzept mit konkreten Schritten zur Umsetzung einer wirkungsvollen Betroffenenbeteiligung an der Verwaltung von GHGA beschreibt. Dieses flexible Konzept kann für andere Dateninfrastrukturen übernommen werden.

Die folgenden Punkte wurden in den Foren besonders hervorgehoben. Die Teilnehmenden:

  • äußerten die allgemeine Bereitschaft, (sekundäre) medizinische Forschung durch die Weitergabe ihrer Genomdaten zu unterstützen, 
  • betonten die Bedeutung des Datenschutzes und des Schutzes ihrer Privatsphäre. Sie wiesen aber auch darauf hin, dass es wichtig sei, die Nutzbarkeit der Daten für die Forschung zu erhöhen, 
  • nannten Outreach-Aktivitäten als eine der Hauptfunktionen, die von einer Betroffenenbeteiligung profitieren würden, 
  • bekundeten Interesse daran, in Datenzugangsverfahren einbezogen zu werden, sofern dies möglich ist, 
  • befürwortete weitgehend ein Verwaltungs-Modell mit Beteiligung durch Patientenvertreter:innen.

Das in Zusammenarbeit mit den Teilnehmenden entwickelte Konzept zur Umsetzung der Betroffenenbeteiligung in der GHGA-Verwaltung umfasst folgende Hauptelemente: 

  • Etablierung eines Patient:innenbeirats in GHGA: Betroffenenbeteiligung durch Patientenvertreter:innen, die einen Patient:innenbeirat bilden. Dieser sollte zunächst aus vier Mitgliedern bestehen. 
  • Rekrutierung: Die Patientenvertreter:innen sollten im Rahmen eines Bewerbungsverfahrens in Zusammenarbeit mit Patient:innenorganisationen rekrutiert werden. 
  • Anerkennung und Honorierung: Die Beiträge der Patientenvertreter:innen sollten in den GHGA-Projekte gewürdigt werden. Die Patientenvertreter:innen sollten für ihre Arbeit eine Aufwandsentschädigung erhalten. 
  • Schulung und Fortbildung: GHGA sollte Ressourcen für die kontinuierliche Schulung von Patientenvertretern:innen zur Verfügung stellen. 
  • Einbindung der Datenverantwortlichen: Die für die Datensätze verantwortlichen Personen sind für den Datenzugang und die Datenzugangsverfahren verantwortlich. Sie sollten in die Umsetzung und den Ausbau einer wirksamen Betroffenenbeteiligung einbezogen werden. 

Das Positionspapier mit weiteren Einzelheiten zu den Ergebnissen der deliberativen Foren sowie den Ergebnissen der Dialogveranstaltung finden Sie (auf englischer Sprache) auf zenodo:

Apondo, Eric, Bruns, Andreas, Züger, Andrea, Mehlis, Katja, Müller, Anne, Brunsmann, Frank, Eufinger, Jan, Parker, Simon, Schickhardt, Christoph, Winkler, Eva, & The GHGA Consortium. (2023). Patient Involvement in the Governance of the German Human Genome-Phenome Archive (GHGA): Patients' perspectives and recommendations for implementation. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.809934